„Vom Montafon zum Himalaya“ – Geschichte der Schrunser Lodenfabrik
Eine Ausstellung des Wirtschaftsarchiv Vorarlberg und der Montafoner Museen
Kunstforum Montafon (ehemalige Lodenfabrik), Kronengasse 6, Schruns
21. Feb. bis 30. März, Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag, 15:00 bis 17:00 Uhr
Vorarlberger Landhaus, Eingangshalle, Römerstraße 15, Bregenz
14. Mai bis 30. Mai, Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 08:00 bis 18:00 Uhr
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Fast eineinhalb Jahrhunderte lang lieferte die Schrunser Lodenfabrik hochwertige Stoffe, ehe 1970 der Betrieb eingestellt wurde. Eine gemeinsame Ausstellung des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg und der Montafoner Museen beleuchtet dieses Kapitel heimischer Geschichte, dessen Spuren bis in die Gegenwart reichen.
Bekanntheit erlangte die Schrunser Lodenfabrik unter Heinrich Mayer. Er erwarb 1886 zwei kleine Lodenbetriebe und führte sie zu einem namhaften Unternehmen zusammen. Doch Heinrich Mayer war nicht nur Fabrikant. Er förderte den aufkommenden Tourismus, war Gründungsmitglied des Landesverbands für Fremdenverkehr in Vorarlberg und setzte sich für den Bau der Montafonerbahn ein. Auch in der Gemeindeverwaltung wirkte er mit.
Trotz allem hielt sich Heinrich Mayers Beliebtheit in Grenzen. Die Löhne in der damaligen Textilindustrie reichten kaum zum Überleben, während die Familie Mayer ein beachtliches Vermögen erwirtschaftete. Dazu kamen ideologische Konflikte in einer Epoche, als sich die politischen Strömungen herausbildeten. Die breite Landbevölkerung war katholisch-konservativ gesinnt, das Wort des Pfarrers hatte großes Gewicht. Dagegen gehörten Fabrikanten meist dem liberalen Lager an. Die Industrialisierung führte zu gesellschaftlichen Veränderungen und Spannungen. Die Einäscherung von Heinrich Mayers Leichnam im Jahr 1914 wurde in der Presse mit dem boshaften Satz kommentiert: „Wie gelebt, so gestorben.“
Nach Heinrich Mayers Tod wurde die Lodenfabrik von seinen Nachfolgern, der Familie Borger, erfolgreich weitergeführt. Zunächst durch die turbulenten Kriegs- und Zwischenkriegsjahre, unter anderem mit der Herstellung von Soldatenbekleidung. Die Hoffnungen, welche das Unternehmen in den Nationalsozialismus setzte, zerschlugen sich mit zunehmendem Kriegsverlauf. Nach 1945 ging es aber rasch wieder bergauf. Werbewirksam wurden Olympia-Teams und Himalaya-Expeditionen ausgestattet. Doch ab den 1970er Jahren veränderte sich die wirtschaftliche Struktur Vorarlbergs tiefgreifend. Die rund 150-jährige Epoche der dominierenden Textilindustrie ging zu Ende – wenngleich Textilien nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig im Land sind. Auch die Lodenfabrik stellte 1970 den Betrieb ein.
Die Ausstellung „Vom Montafon zum Himalaya“ beleuchtet die Geschichte der Schrunser Lodenfabrik und ihres Umfelds aus vielseitigen Blickwinkeln. Zahlreiche erstmals gezeigte historische Dokumente und Exponate bieten einen spannenden Einblick und machen deutlich, welche Spuren aus der Ära Heinrich Mayer heute noch sichtbar sind.
Kontakt:
Wirtschaftsarchiv Vorarlberg
Schlossergasse 8
6800 Feldkirch
Tel. 05522 77457 oder Mobil 0680 4053311
E-Mail wirtschaftsarchiv-v@vol.at
Internet www.wirtschaftsarchiv-v.at
Montafoner Museen
Kirchplatz 15
6780 Schruns
Tel. 05556 74723
E-Mail info@montafoner-museen.at
Internet www.stand-montafon.at/montafoner-museen
Kuratoren: Dr. Christian Feurstein, Dr. Michael Kasper, Elisabeth Walch
Stoffetikett der Schrunser Lodenfabrik mit Firmenmarke „Drei Türme“ zum Einnähen.
Bewerbung von Lodenbekleidung in einem Fremdenverkehrsprospekt von 1906
Die zerstörte Lodenfabrik nach dem Hochwasser 1910
Impression vom Betriebsausflug 1938 nach Friedrichshafen
„Olympiamäntel“ aus dem Montafon